Dienstag, 20. September 2011

Wie geht es weiter ?



Bei der Konferenz der Finanzminister letzte Woche Freitag kam Variante 1 heraus. Im Endeffekt wird gar nichts getan. Wie ich bereits geschrieben hatte, wird das aber auch nicht ohne Folgen bleiben. Aktuell scheint es so auszusehen, dass wir demnächst eine Insolvenz Griechenlands erleben werden. DIe kurzfristige Absage der USA-Reise von Ministerpräsident Papandreou zeigt auch, dass hier gerade etwas anbrennt. In den Medien wird immer so von einigen Politikern so getan, als würde man die Insolvenz von Griechenland herbeireden. Am Ende des Tages ist Griechenland aber schon lange insolvent und was man aktuell macht, ist nichts anderes als Insolvenzverschleppung. Diese ist aus gutem Grund bei Firmen strafbar, denn es wird unnötigerweise mehr und zusätzliches Geld der Gläubiger verbrannt. Schauen wir uns doch einfach einmal die Zahlen an:

- Griechenland: BIP 2010: 321 Mrd. Euro (für 2011 geschätzt: 223 Mrd.Euro)
- Aktuelle Schuldenlast: 350 Mrd. Euro
- Neuverschuldung in 2010 (aktuell 15 Mrd. Euro, am Ende geschätzt 30 Mrd. Euro)
- Abgabenquote aus dem BIP: ca. 30% (Steuern, Sozialleistungen)

Nun streichen wir einmal die Milliarden und rechnen das auf einen fiktiven Menschen um:

- Herr Meier verdient pro Jahr brutto ca. 32.000 Euro im Jahr
- Schulden: 35.000 Euro
- Abzüglich Steuer, Sozialversicherung, Miete, Strom, etc. bleiben ihm 30% = 9600,- Euro.
- Er benötigt für Essen, Konsum und die Zinszahlungen pro Jahr aber 12.600 Euro.
- Das Geld reicht für seine wichtigsten Bedürfnisse nicht, deshalb braucht er erneut 3.000 Euro Kredit in diesem Jahr.

Im nächsten Jahr benötigt er wegen der zusätzlichen Zinsen von ca. 10% dann 12.900,- Euro.
Also wird er dann 3300,- Euro anstelle von 3000,- Euro neuen Kredit benötigen. Da keine Bank ihm diesen geben wird, muss er zu einem Kredithai gehen, der aber 40% Zinsen dafür verlangt.

Würden Sie Herrn Meier noch Geld leihen ?
Nein !
Sie würden ihm eher dringend empfehlen, die Schuldnerberatung aufzusuchen. An die Tilgung der Kredite ist überhaupt nicht zu denken, allein um die Zinsen für die existierenden Schulden zu bezahlen, muss er neuen Kredit aufnehmen. Deshalb würde er bei einer Bank auch keinen Kredit mehr bekommen. Die Bank würde zu Recht keine Möglichkeit sehen, wie Herr Meier das aktuell jemals zurückzahlen könnte und müsste von einem Verlust des geliehenen Geldes ausgehen.

Wenn wir den Vergleich mit Griechenland nehmen, hätte Herr Meier in diesem Jahr sogar nur noch den Verdienst von 22.300,- Euro (es blieben ihm 6600,- Euro), er müsste also eigentlich noch einmal Eur 3.000,- weiteren Kredit bekommen, um zu überleben.

Ganz ähnlich sieht es mit Griechenland aus. Hier erzeugt das "Sparen" einen zusätzlichen Rückgang der Staatseinnahmen. Nun haben Staaten den Vorteil, dass eine Tilgung der Schulden gar nicht mehr vorgesehen wird. Man rollt die Altschulden einfach über. Allerdings muss sich noch jemand finden, der diese Kredite auch wieder neu vergibt. Zusätzlich werden die Zinsen dafür exorbitant hoch - Griechenland bekommt nur noch Geld zu "Kredithai-Konditionen" auf dem freien Markt. Genau wie bei Herrn Meier kann man natürlich durch die Gabe von Geld die unvermeidliche Insolvenz verzögern. Es wird aber kein einziges Problem gelöst, es wird mit der Zeit nur immer schlimmer.
Griechenland kann aber nicht wie von der Troika gefordert einfach einmal 100.000 Beamte oder mehr von heute auf morgen entlassen. Langfristig nuss das sicher passieren, aber da stehen nun einmal Menschen dahinter, die ja auch überleben müssen. Genau wie bei Herrn Meier hätte man noch viel retten können, wenn man viel früher damit angefangen hätte. Nun kann aber nur noch ein Erlass der Schulden (zumindest zum großen Teil) gepaart mit einer Art Marshall-Plan oder auch einer Währung, die Griechenland wieder konkurrenzfähig macht, einen Neuanfang ermöglichen.
Der einzige Grund, warum das noch nicht passiert, ist, ist die Tatsache, dass dann eine Reihe von Banken massive Probleme bekommen würden.
Griechenland ist schon lange insolvent und es hilft weder Griechenland selbst noch den "Rettern", davor die Augen zu verschliessen. Deswegen sind die Diskussionen darüber müßig. Die Zahlen sprechen eine ganz deutliche Sprache. Jeder der erzählt, dass es schon irgendwie gehen wird, wenn man die Dinge nur nicht so negativ sehen würde, soll es einfach einmal vorrechnen.
Am Rande sei noch erwähnt, dass fast alle Staaten in der gleichen Falle stecken, wie auch Griechenland. Diese Falle ist systembedingt. Im Euro-Verbund ist es nur nicht so leicht zu verschleiern, da die Zentralbank kein homogenes Gebilde ist, die durch Gelddrucken einfach einen "Sichtschutz" davorschiebt. Die Diskussionen darüber werden öffentlich. Die USA und England machen das schon lange so - aber auch das ist keine Lösung. Irgendwann (schon sehr bald) ist dadurch das Vertrauen in die entsprechende Währung verloren und sie ist dann nur noch das Papier wert, auf dem sie gedruckt wurde.

Die Verschiebung der Entscheidung, ob Griechenland die nächste Tranche an Geld erhält, auf genau einen Tag vor dessen Zahlungsunfähigkeit (15. Oktober) spricht auch Bände. Es ist zu erwarten, dass bis dahin Griechenland nicht mehr durchhalten kann. Die Menschen dort gehen bereits "auf dem Zahlfleisch" und ähnlich wie man Herrn Meier nicht sagen kann: "Dann isst Du das nächste Jahr halt nichts und frieren musst Du auch", ist es völlig ausgeschlossen, dem griechischen Volk noch mehr Dinge abzupressen, als schon getan wurde.
An die richtig reichen Personen geht man dort, wie überall auch natürlich nicht heran. Die hatten am meisten von Euro und billigem Geld profitiert und haben ihre Schäfchen nun aber bereits im Trockenen.

Seit gestern tritt Griechenland aber ein wenig aus dem Rampenlicht, denn erstens wurde Italien im Rating heruntergestuft. Diese Dinge passieren immer irgendwie im ungünstisten Zeitpunkt für Europa (definitiv kein Zufall...). Zweitens: ganz kritisch ist aber die Tatsache, dass im großen Stil Geld aus den französischen Banken abgezogen wird. Erst Hedgefonds aus USA, dann asiatische Investoren, nun auch noch China und sogar Siemens. Das ist brandgefährlich und kann die Banken und dann auch das System innerhalb von Stunden umhauen, wenn es nicht gestoppt werden kann. Schon ab nächster Woche könnte es dann auch für den Euro ganz eng werden, spätestens dann aber im Laufe des Oktobers.

Von daher: die Zeit läuft so oder so ab, Politiker werden gezwungen werden, nun Entscheidungen zu treffen. Die guten Optionen gibt es schon lange nicht mehr, es gibt nur mehr schlechte und ganz schlechte... Irgendjemand wird nun viel verlieren, raten Sie mal, wer das wohl sein wird ?